Autorin: Christelle Dabos
Der nächste Schritt auf Ophelias Reise ist so etwas wie ein Sprung ins Dunkel – nicht tiefer, sondern weiter, hin zu den Wurzeln der Welt.

Nach all dem Schweigen, dem Spionieren, dem Überleben im höfischen Gift, ist Ophelia allein.
Sie wartet. Monatelang. In einem Zustand zwischen Hoffnung und innerem Rückzug, wie jemand, der Briefe an eine Person schreibt, von der er nicht weiß, ob sie je zurückkommt.
Thorn ist fort. Verschwunden wie einer der Schatten, die einst durch die Gänge des Palasts huschten. Und niemand scheint zu wissen, warum oder wohin.
Doch Ophelia wäre nicht Ophelia, wenn sie einfach stillbliebe.
Mit all dem, was sie nun gelernt hat – über sich, über Lügen, über Spiegel, Echos und Macht – macht sie sich auf den Weg.
Eine Reise durch Luftschiffe, Archive und Erinnerungen.
Und ihr Ziel ist: Babel.
Babel ist nicht nur ein Ort.
Es ist eine Wunde der Welt, eine Bibliothek in Form eines Turms, ein Ort der Perfektion, des Wissens – und der erbarmungslosen Ordnung.
Hier sind Gefühle störend, Individualität zweitrangig.
Und Ophelia?
Sie soll sich anpassen, verstummen, verschwinden in der glatten Oberfläche dieses Turms aus Glas, Stahl und Kontrolle.
Aber sie trägt etwas bei sich, das stärker ist als alle Normen:
eine Wahrheit, die immer noch zwischen den Zeilen lebt.
Ein Name, der ihr Herz schneller schlagen lässt, auch wenn er nicht mehr ausgesprochen wird.
In diesem Buch wird Ophelia zur Suchenden – nicht mehr nur nach Antworten, sondern nach sich selbst im Spiegel all dessen, was man ihr genommen hat.
Und was sie sich zurückholen will.
Im Gedächtnis von Babel lernt sie, dass Erinnern eine Form von Widerstand ist.
Dass es Orte gibt, wo die Vergangenheit flüstert – und andere, wo sie schreit.
Und dass Liebe nicht laut sein muss, um alles zu verändern.
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