Die Verlobten des Winters

„Die Verlobten des Winters“ von Christelle Dabos fühlt sich an wie ein altes Musikstück, das man irgendwo im Herzen schon mal gehört hat – seltsam vertraut, fremd, melancholisch schön. Es ist keine klassische Heldinnengeschichte. Es ist die Geschichte einer leisen Rebellion – gegen Rollen, Erwartungen, gegen die eigenen Ängste.

Ophelia lebt auf Anima, einem schwebenden Archipel voller sprechender Gegenstände, flüsternder Familienchroniken und sehr neugieriger Verwandter. Sie trägt Schals wie andere Leute Rüstungen und versteckt sich am liebsten hinter Brillen, Papieren und höflicher Stille. Ihre Gabe? Sie liest. Nicht Bücher, sondern Gegenstände. Wenn sie etwas berührt, sieht sie seine Vergangenheit. Und sie kann durch Spiegel reisen – ein seltsames Talent, das sie nie ganz beherrschen will.

Doch dann wird sie verlobt. Nicht aus Liebe, sondern aus Pflicht. Und nicht mit irgendwem – sondern mit Thorn, einem Mann vom Pol, riesig, wortkarg, so kalt wie die Landschaft, aus der er stammt.
Er wirkt wie ein Schatten, der sich in der Tür irrt.
Aber es ist genau diese Irritation, die alles verändert.

Ophelia muss mit ihm in eine Welt reisen, die so gefährlich ist, wie sie selbst zersplittert: der Pol, ein Ort aus Illusionen, Machtspielen, höfischem Gift.
Dort, im schimmernden Wahnsinn des Mondscheinpalasts, wo Lügen wie Parfum versprüht werden, versucht sie, sich nicht zu verlieren.

Aber wie bewahrt man sich selbst, wenn jeder versucht, dich neu zu schreiben?


Das Buch ist wie ein flüsterndes Spiegelkabinett – es geht um Identität, um das Unbequeme in der Stille, um eine Heldin, die nicht stark scheint, sondern wird.
Nicht mit Schwert, sondern mit Wahrheit.
Nicht laut, sondern standhaft.
Ein bisschen wie du, meinst du nicht?


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